Überdruck im wahrsten Sinne des Wortes

Donnerstag, der 12. Januar 2023. Ich gehe zu meinem Optiker Optic-Studio Hoffmann in Minden, weil ich eine neue Brille brauche. Meine Brille habe ich vor fast vier Jahren bekommen. Die Gläser passen nicht mehr. Alles läuft gut. Die Augentests wie immer äußerst gewissenhaft und gründlich. Das Equipment auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Aber das Allerwichtigste: Optikermeister Hardy Hoffmann ist ein Könner seines Fachs, der seinesgleichen sucht. Hochengagiert und fachlich hochkompetent.

Nach über einer Stunde ist alles perfekt vermessen. Das ist nicht selbstverständlich, denn mein rechtes Auge bedarf seit einer Makula-Erkrankung, deren Beginn 9 Jahre zurückliegt und die mich rund 2 Jahre intensiv beschäftigte, einer besonderen Sorgfalt in Bezug auf die Sehversorgung.

Zu guter Letzt schaut sich Hardy noch meinen Augenhintergrund an und macht eine Augeninnendruckmessung. Auf den Bildern des Augenhintergrunds sind deutlich die durch meine Vorerkrankung bedingten Veränderungen in meinem rechten Auge zu sehen.

Augenhintergrund linkes und rechtes Auge mit sichtbaren Veränderungen im rechten Auge, die durch die Vorerkrankung bedingt sind. Messgerät: CANON TX-20P
Augenhintergrund linkes und rechtes Auge mit sichtbaren Veränderungen im rechten Auge, die durch die Vorerkrankung bedingt sind. Messgerät: CANON TX-20P | Copyright: Optic-Studio Hoffmann GmbH, Minden
Siehe auch: WIKIPEDIA – Netzhaut

Augeninnendruck exorbitant erhöht

Die Augeninnendruckmessung ergibt leider keine normalen Werte.

Der Augeninnendruck (Tensio) ist der auf der Augeninnenwand anliegende Druck. Dort wird fortlaufend Kammerwasser produziert, das aber auch eines Abflusses bedarf. Die Normwerte liegen zwischen 10 mmHg als Untergrenze und 21 mmHg als Obergrenze. Mein Wert im linken Auge ist mit 25,1 mmHg schon deutlich zu hoch. Im rechten Auge ist es noch katastrophaler. Der Wert liegt bei 37,9 mmHg. Hardy rät mir, am besten sofort einen Augenarzt oder eine augenärztliche Notfallambulanz aufzusuchen.

Blick von der Seite auf das Innenauge
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Im Augenarztzentrum Stadthagen

Bei meiner damaligen Makula-Erkrankung war die medizinische Betreuung im Augenarztzentrum Stadthagen hervorragend. Da meine Patientenakte dort vorliegt, möchte ich mich auch wieder dort behandeln lassen. Leider ist eine telefonische Erreichbarkeit direkt am Donnerstag, 12.01.2023 nicht gegeben. Rund 50 Versuche ohne Erfolg. Ich fliege stets nach ca. 3 bis 5 Minuten aus der Warteschlange raus. Das ausgefüllte Onlineformular zur Terminvereinbarung, in dem ich die Dringlichkeit in einem Freitextfeld schildere und auch die gemessenen Werte mit durchgebe, überträgt aufgrund eines Formularfehlers genau dieses Textfeld nicht. Daher bekomme ich einen Terminvorschlag für den 28.04.2023. Leider kann ich an dieser Stelle nur sagen: Note 6. Setzen.

Ich rufe am nächsten Morgen um halb acht wieder im Augenarztzentrum an und habe Glück, sofort jemanden zu erreichen. Die freundliche Dame rät mir, sofort ohne Termin zu kommen. Ich solle mir aber Zeit mitnehmen, denn einen Termin könne sie mir nicht geben.

Gesagt, getan. Im hochmodernen Neubau des Augenarztzentrums mit angeschlossener Augenklinik muss eine FFP2-Maske getragen werden. Dies ist wohl u.a. der Tatsache geschuldet, dass dort die überwiegende Anzahl der Patienten Senioren sind. Aber wie ich inzwischen weiß, entspricht dies auch den aktuell noch geltenden Vorschriften für Arztpraxen etc. in Niedersachsen.

Die Messungen von Hardy Hoffmann werden bestätigt und das stärker betroffene rechte Auge soll auch sofort behandelt werden. Beide Augen werden getropft und mit einem Kontaktglas auf der vorher ein zähes Gel aufgetragen wird, untersucht. Ich kann nur noch stark verschwommen sehen; im Grunde genommen nur noch Farben unterscheiden. So “blind” unterschreibe ich eine mehrseitige Einverständniserklärung für die notwendigen Laser-OPs auf dünnem gelben Papier.

Habe ich ein Glaukom?

Das frage ich den behandelnden Arzt. Ein Glaukom heißt im Volksmund “Grüner Star”. Er sagt mir, dass es kein “richtiges” Glaukom sei, sondern dass meine seitlichen Tränenabflusswege verstopft seien. Ich frage nicht weiter nach, wünsche mir nur, dass ich endlich nach Hause kann, denn ich habe starke Kopfschmerzen. Viel später am Tag, als ich wieder einigermaßen sehen kann, recherchiere ich im Internet. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder habe ich eine sog. Ideopathische Tränenwegstenose oder ein Engwinkelglaukom. Sobald ich den Befund habe, werde ich die Diagnose hier entsprechend ergänzen.

YAG-Laser-Iridotomie – meine neuen Überdruckventile

Behandelt werde ich zunächst am rechten und drei Tage später – nach dem Wochenende – am linken Auge mit einer Laser-Iridotomie. Im Internet ist auf vielen Websites zu lesen, dass es sich um eine schmerzfreie und risikoarme Laser-OP handele. Letzteres mag stimmen. Schmerzfrei kann ich nicht bestätigen. Zum Glück dauert es nicht lange, aber es ist ein höchst unangenehmes Prozedere.

Bei dem zu behandelnden Auge wird zuerst durch Augentropfen eine Engstellung der Pupille erzeugt. Unmittelbar vor Behandlung werden Betäubungstropfen in das Auge gegeben. Dann wird ein mit Gel versehenes Kontaktglas auf das Auge aufgelegt. Das Auge darf sich nicht mehr schließen. Ich lege das Kinn auf die Ablage am YAG-Laser und die Stirn oben gegen den Rahmen. Der Arzt sitzt mir gegenüber und die Prozedur beginnt. Ich schaue in gleisendes Licht und soll nach unten schauen. Es fängt an zu knistern und ich sehe einen roten Punkt. Schuss! Der Laser trifft mein Auge, was deutlich und auch schmerzhaft spürbar ist – etwa so wie ein scharfer, sehr schneller Nadelstich. Das gleisende Licht wird beim Auslösen des Lasers durch einen grisselig explodierenden roten Punkt überlagert. Insgesamt wird mein Auge während dieser “Lasershow” zwanzig bis dreißig Mal beschossen. Der Begriff “Schuss” trifft es für mich genau. Denn so fühlt es sich an.

Es werden pro Auge jeweils zwei Öffnungen im oberen Bereich der Regenbogenhaut gelasert, über die das Kammerwasser künftig abfließen kann. Im rechten Auge sind die Löcher bei den Uhrzeiten 11 und 13 Uhr und im linken Auge bei 10 und 13 Uhr. Das linke Auge muss zweimal gelasert werden, weil beim ersten Versuch die Engstellung der Pupille nicht ausreichend war. Bei dunkelbraunen Augen wie den meinigen ist die Regenbogenhaut dicker als bei helläugigen Menschen. Daher dauert die Behandlung länger.

Nach der Behandlung fühle ich mich wie durch den Wolf gedreht. Ich habe auf der Seite des operierten Auges sehr starke, klopfende Kopfschmerzen. Der Augapfel schmerzt und fühlt sich geschwollen an. Das Auge ist insgesamt durch das Gel verklebt. Ich sehe alles dunkel wie durch einen Schleier, habe ein Fremdkörpergefühl beim Wimpernschlag, als ob Sandkörner auf der Augenoberfläche sind und sehe alles stark verschwommen. Das Auge ist sehr lichtempfindlich. Nach mehreren Stunden wird es besser. Halbwegs normal fühlt es sich nach ca. 24 Stunden wieder an.

Erfolgsquote der Laser-Iridotomie

Die neuen “Überdruckventile” können sich leider auch wieder zusetzen. Die Erfolgsquote liegt bei 75 bis 80%. Hoffen wir, dass ich dazugehöre. In jedem Fall werde ich meinen Augeninnendruck nun regelmäßig kontrollieren lassen (müssen). Denn ein erhöhter Augeninnendruck führt unbemerkt zu einer irreversiblen Schädigung des Sehnervs bis hin zur Erblindung! Dem gilt es vorzubeugen, denn das Augenlicht ist kostbar.

DANKE an Optikermeister Hardy Hoffmann! Ohne ihn hätte die Sache in einer echten Katastrophe enden können. DANKE auch an das Augenarztzentrum Stadthagen, besonders an Dr. El Bakri. Fachlich fühle ich mich dort sehr gut aufgehoben.

Nachuntersuchung

Dienstag, der 17.01.2023. Ich fahre zur Nachuntersuchung. Es hat funktioniert; der Druck ist runter. Im linken Auge ist der Augeninnendruck bereits im Normbereich bei 15 mmHg und im rechten, zuerst gelaserten Auge bei 22,5 mmHg. Die neuen Abflüsse / Überdruckventile arbeiten perfekt. Die nächste Kontrolluntersuchung ist Ende April. Aber erst einmal kann ich sagen: Ende gut, alles gut!

Über den/die AutorIn

Kerstin Thieler

Kerstin Thieler lernte nach dem Abitur zunächst etwas Solides und machte eine Banklehre. Nach weiteren Stationen im kaufmännischen Bereich, die nie ihr Ding waren, studierte sie Wirtschaftsinformatik an der FernUni Hagen, um Familie und Studium unter einen Hut zu bringen. 2002 gründete sie die zunächst inhabergeführte Full-Service-Internetagentur double or nothing. Seit 2021 ist sie operierende Geschäftsführerin der double or nothing GmbH, die sie zusammen mit Steffen Schiffel leitet. double or nothing beschäftigt sich mit der Projektierung und dem Aufbau von Websites und Online-Shops sowie allem Facetten des Online-Marketings. Die Liebe zur Musik und Literatur begleiten ihr Leben von frühester Kindheit an. Darüber hinaus engagiert sie sich seit vielen Jahren für diverse soziale Projekte und Organisationen und ist Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins ZePGiS e.V. - Zentrum für psycho-soziale Gesundheit in Schaumburg. Schon 2014 bereiteten ihr die massiven Veränderungen in der Gesellschaft – global, aber auch in Deutschland – zunehmend Bauchschmerzen. Es bedurfte eines Ventils – des ÜBERDRUCKVENTILS.

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