… und eine Rezension zum Programm WISO Grundsteuer
Das Wort Grundsteuererklärung hat gute Chancen, unter die TOP 10 der Unwörter des Jahres 2023 zu kommen.
Beschluss zur Grundsteuerreform wird jetzt umgesetzt
Bereits im Jahr 2018 hatte das Bundesverfassungsgericht die alte Grundsteuer als verfassungswidrig abgeurteilt, da die Datenbasis völlig veraltet sei. Daher wurde die Grundsteuerreform bereits im Jahr 2019 beschlossen. Die nun erforderlichen Grundsteuererklärungen mit neuen Daten sollen ab 2025 die alte Grundsteuer ablösen.
Abgabefrist 31. Januar 2023
Die Frist zur Abgabe endet am 31. Januar 2023. Bis dahin müssen alle Eigentümer von Immobilien oder Grundstücken die Grundsteuererklärung für ihre Häuser, Eigentumswohnungen oder Grundstücke übermitteln. Ursprünglich war der Abgabetermin der 31. Oktober 2022. Da bis Ende Oktober aber nur eine geringe Anzahl an Erklärungen vorlag, wurde die Abgabefrist um 3 Monate verlängert.
Aber selbst diese Frist scheint nicht auszureichen, denn bisher wurden nur knapp die Hälfte der rund 36 Millionen Grundsteuererklärungen abgegeben. Der Tenor der meisten Bundesländer: Sie werden vorerst auf Säumniszuschläge verzichten und zunächst Erinnerungsschreiben versenden.
Pikant ist die Tatsache, dass der Bund eingeräumt hat, die Erklärungen für seine eigenen Liegenschaften erst bis Ende September 2023 abgeben zu können.
Die Kritik wächst
Die Opposition fordert eine nochmalige Verlängerung der Abgabefrist. Auch der Bund der Steuerzahler teilt harsche Kritik aus: „Die Grundsteuer sei ungerecht und führe zu großen Steuer-Mehrbelastungen.“
Die Grundsteuer ist intransparent, ungerecht und kompliziert.“ urteilt auch der Verband „Haus und Grund“. Beide zusammen wollen die neue Grundsteuer für fast alle Bundesländer bis vor das Bundesverfassungsgericht bringen.
Meine persönlichen Erfahrungen
Ich musste zwei Grundsteuererklärungen erstellen: Als Miteigentümerin für eine Eigentumswohnung, die zum 01.10.2022 verkauft wurde und für das Haus, in dem ich zusammen mit meinem Partner lebe und arbeite.
Meine Internetagentur double or nothing GmbH befindet sich in der ersten Etage, während wir im Erdgeschoss wohnen. Die Erklärung für die Eigentumswohnung müssen wir abgeben, weil wir zum Stichtag 01.01.2022 noch Eigentümer der Wohnung waren. Die Grundsteuer zahlen müssen dann ab 2025 die neuen Eigentümer.
Meine Zeit ist knapp bemessen, aber ich gebe auch zu, dass ich Dinge, zu denen ich keine Lust habe, gerne bis zum letzten Moment hinausschiebe. Das ist zutiefst menschlich, oder?!
Ich hatte auch überlegt, meinen Steuerberater damit zu beauftragen, habe aber letztendlich entschieden, mich selbst der Aufgabe zu stellen. Denn: Es werden viele Daten benötigt, die ich ohnehin selbst zusammensuchen muss. Die Eingabe in das Formular ist dann letztendlich nur noch Fleißarbeit.
Meine Empfehlung: WISO Grundsteuer
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Grundsteuererklärung zu erstellen. Meine Mutter ist z.B. schon vor ein paar Monaten direkt mit ihrem Haus- und Steuerordner zum hiesigen Finanzamt marschiert und hat sich dort helfen lassen. Damals war nicht sehr viel Kundenverkehr, und es hat ganz gut funktioniert. Wer sich jetzt in diesen letzten Tagen vor Ende der Abgabefrist zum Finanzamt begibt, dürfte weniger Glück haben. Auf jeden Fall ist mit Wartezeiten zu rechnen, wenn es denn überhaupt noch klappt.
Ich habe mich entschieden, die Grundsteuererklärung digital zu erstellen und zu übermitteln. Dafür gibt es das kostenlose ELSTER-Programm der Finanzverwaltung. ELSTER steht für „ELektronische STeuerERklärung, aber ich verbinde damit als Bild den gleichnamigen Vogel. Bestimmt geht es nicht nur mir so.
Ich habe mich für das WISO Grundsteuer-Programm entschieden. Man kann damit bis zu drei Objekte anlegen, die Grundsteuererklärungen erstellen und direkt aus dem Programm heraus übermitteln. Der Preis ist mit 29,95 € sehr moderat.
Das Programm ist online über den Browser über eine verschlüsselte Verbindung und durch Zugangsdaten geschützt in der Cloud aufrufbar und intuitiv bedienbar. Man wird Schritt-für-Schritt durch alle notwendigen Schritte hindurchgeführt. Links befindet sich eine Navigation, so das man jederzeit sieht, an welcher Stelle der Erklärung man sich gerade befindet. Das Programm speichert alle Eingaben in Echtzeit ohne dass man auf eine Speichern-Schaltfläche klicken muss. So geht nichts verloren.
Sehr gute Bedienerführung und Hilfen
Über die Navigation oder über Weiter- und Zurück-Schaltflächen kann man jederzeit wieder zu den verschiedenen Eingabemasken zurückkehren. Zu jeder notwendigen Eingabe gibt es über ein Fragezeichen rechts neben der Überschrift Hilfetexte mit Beispielen aus der Praxis. Die Hilfetexte öffnen sich in einem PopUp-Fenster. Etwaige PopUp-Blocker sollten man also mindestens für diese Seite deaktivieren. Auch empfehle ich, die Masken mit einem Desktop-Rechner, einem Notebook oder Tablet mit Tastatur und nicht mit dem Smartphone auszufüllen, da die Bedienung mit einem größeren Bildschirm deutlich komfortabler ist.
Die Hilfen habe ich definitiv gebraucht, denn es müssen viele Details zum Grundstück, z.B. sämtliche Grundbuchdaten, Flurstücke, Größe des oder der Flurstücke, Bodenrichtwert/e, bei Teileigen- bzw. Miteigentum die Eigentumsverhältnisse, Grundflächen des Wohneigentums mit vielen Besonderheiten in Bezug auf die Berechnung der Flächentypen und -größen und so weiter und so fort erfasst werden. Darüber hinaus werden natürlich Namen und Geburtsdatum sowie die Steuer-ID und Steuer-Nr. aller Eigentümer sowie deren Kontaktdaten benötigt. Auch die Vorgangsnummer des Anforderungsschreibens des zuständigen Finanzamts ist einzutragen. Hier kann es passieren, dass das Programm bei der Plausibilitätsprüfung einen Fehler ausgibt. Dann einfach einmal versuchen, die führende Null nicht einzutragen – sofern vorhanden. Dann sollte es klappen.
Vorschau und digitale Übersendung
Zu guter Letzt kann man sich vor Versenden der Erklärung eine Vorschau anzeigen lassen und auch im PDF-Format speichern. Vor dem Versenden bietet WISO Grundsteuer an, die Erklärung durch einen Steuerberater bzw. -experten kostenpflichtig prüfen zu lassen. Das habe ich nicht in Anspruch genommen und die entsprechende Meldung weggeklickt. Daher kann ich an dieser Stelle auch nichts zu den Kosten sagen.
Bevor man die Grundsteuererklärung digital versenden kann, muss noch eine Legitimationsprüfung durchlaufen werden. Diese mag für jemanden, der das noch nie gemacht hat, eine Hürde darstellen. Bei Abschluss von Verträgen über das Internet ist diese Vorgehensweise aber inzwischen Standard und auch in der praktischen Umsetzung inzwischen sehr komfortabel.
Es werden zwei Legitimationsverfahren angeboten: Per Bank-Login oder mit Ausweis-Foto und Selfie. WISO Grundsteuer empfiehlt die zweite Option. Der hinter der zweiten Option stehende Dienstleister ist die Verimi GmbH mit Sitz in Berlin.
Mein Fazit: Machbar, wenn …
- die technischen Voraussetzungen (PC, Notebook, Tablet, Internetzugang) und
- sichere PC- und Online-Kenntnisse vorhanden sind,
- alle benötigten Unterlagen und Daten vollständig vorliegen oder
- man routiniert im Bereich der Internet-Recherche zur Beschaffung fehlender Daten ist.
Ich glaube, dass die Gründe für die sehr hohe Anzahl – über 50% – der noch nicht abgegebenen Grundsteuererklärungen darin liegen, dass viele ältere Immobilienbesitzer überfordert sind, junge Immobilienbesitzer oft sehr wenig Zeit und/oder auch nicht das Geld haben, einen Steuerberater damit zu beauftragen oder Unterlagen einfach nicht mehr vorliegen. Wenn z.B. bei alten Häusern gar keine Bauzeichnungen, geschweige denn Grundflächenberechnungen vorliegen, wird es schwierig.
Fatal und geradezu skandalös finde ich, dass Bund und Ländern sowie den Finanzbehörden und Gerichten grundsätzlich alle aktuellen Daten aller Immobilien und Grundstücke vorliegen, die Digitalisierung und Vernetzung / Schnittstellen im Bereich eGovernment sich in unserem Land aber noch in einem Frühstadium befindet. Somit werden hoheitliche Aufgaben auf die Bürger abgewälzt. Es könnte alles so einfach sein, aber …
Liebe Kerstin,
durch deinen Kommentar auf meinem Blog habe ich deinen Blog entdeckt und schon ein bisschen gestöbert und gelesen. Viele spannende Themen hast du hier versammelt und ich werde jetzt öfter mal vorbeischauen.